Bundesweiter Aktionstag zur „Gira Zapatista – Reise für das Leben“

Indigene Delegation aus Mexiko wird in Europa erwartet

Bereits Anfang Mai verließ eine Delegation von Maya-Indigenen aus dem südmexikanischen Bundesstaat Chiapas den amerikanischen Kontinent, um nach Europa zu segeln. Sieben Mitglieder der „Zapatistischen Autonomiebewegung“, benannt nach dem mexikanischen Revolutionsgeneral von 1910, Emiliano Zapata, gingen vor der „Isla Mujeres“ („Insel der Frauen“) an Bord des Segelschiffes „La Montaña“, um nach einer rund sechswöchigen Überfahrt europäisches Festland zu betreten.

Der Name dieser Insel ist Programm für die gesamte Reise, denn es werden weitere indigene Delegationen folgen, die sich zu mindestens drei Vierteln aus Frauen und Anderen Geschlechtern zusammensetzen und neben der zapatistischen EZLN dem Congreso Nacional Indígena (CNI) sowie der FPDTA-MPT angehören.

Ein Ziel dieser „Reise für das Leben“ ist es, am 13. August 2021, genau 500 Jahre nach der Kolonisierung Mexikos durch Spanien, in Madrid an die Türen der Macht zu pochen und den Herrschenden zu sagen: „Vor 500 Jahren habt ihr begonnen, uns zu kolonisieren, aber ihr habt es nie geschafft, uns zu besiegen. Und wir werden auch weiterhin Widerstand leisten.“ Dies ist jedoch nicht der einzige Grund für den Besuch der indigenen Delegation in Europa.

Einladung von Basisbewegungen „von unten und links“

Eingeladen hat ein breites Bündnis linker europäischer Basisbewegungen, die vor allem zu den Schwerpunkten Feminismus und Gendergerechtigkeit, Antirassismus, Antifaschismus, Klimagerechtigkeit und Antikapitalismus arbeiten und zum Teil in Alternativen Strukturen und Ökonomien leben.

In Deutschland bezeichnen die Aktivist:innen ihre Organisation als „Netz der Rebellion“. Beabsichtigt ist ein Austausch von Aktivist:innen in fast allen europäischen Ländern mit der insgesamt rund 160 Menschen umfassenden Delegation, bei dem es um nichts weniger als um das Überleben der Menschheit und um den Schutz des selbstbestimmten Lebens gehen soll.

„Zu lange schon werden die zentralen Probleme der Menschheit weltweit ignoriert, damit die Menschen, Ressourcen und Lebensgrundlagen kapitalistisch verwertet und ausgebeutet werden können“, so die Frankfurter Aktivistin Rosa Flora, Mitglied der Gira-Vorbereitung Rhein-Main. „Solange sich niemand wehrt, wird die Naturzerstörung und die Unterdrückung und Benachteiligung von Frauen oder Indigenen weitergehen. Aber eine Gegengewalt würde die Menschheit nicht retten, der Widerstand muss intelligenter sein als die kapitalistischen und patriarchalen Aggressoren“, so die Aktivistin weiter.

Die mexikanischen Indigenen bereisen auch Deutschland

In Deutschland formiert sich dieser „Widerstand“ aus verschiedenen Bewegungen bereits seit Ende des letzten Jahres „von unten und links“, so die Selbstbezeichnung der Aktivist:innen. Sie bereiten den Empfang der mexikanischen Delegation im Sommer dieses Jahres vor. „Durch Corona stehen wir dabei vor einer riesengroßen Herausforderung, aber wenn es zum Beispiel der Fußball schafft, während der gesamten Pandemie Spiele durchzuführen, sollte es ein ebenso lösbares Problem sein, den Austausch von hiesigen Aktivist:innen und Bewegungen mit den mexikanischen Indigenen Corona-konform zu gestalten. Sie können uns viel über Autonomie und Subsistenzwirtschaft, aber auch über Geschlechtergerechtigkeit und Naturbewahrung beibringen“, so der Münsteraner Volker Elan, ein weiterer Aktivist aus dem Netzwerk.

Wann die indigene Delegation aus Mexiko in Deutschland ankommt, ist noch nicht gewiss. Die Vorbereitungen laufen jedoch auf Hochtouren, erste Festivals mit kulturellen Beiträgen fanden bereits – online – statt. Einen Spendenaufruf gibt es auch schon, er ist neben weiteren Informationen auf der Homepage des „Ya Basta-Netzes“, einem Zusammenschluss von Solidaritätsgruppen und anderen Initiativen zu finden. Dort gibt es auch mehr Informationen über die „Gira Zapatista – Reise für das Leben“ genannte Delegationsreise: www.ya-basta-netz.org

Bundesweiter Aktionstag soll Interesse an „Reise für das Leben“ wecken

Mit einem bundesweiten Aktionstag am Sonntag, den 6. Juni 2021 wollen die Vorbereitungsinitiativen der „Gira Zapatista – Reise für das Leben“ das Interesse an ihrer Mobilisierung wecken. In vielen Städten und Regionen in ganz Deutschland werden Kundgebungen, Festivals, Informationsveranstaltungen, Filmvorführungen und andere kreative Events für die Reise der indigenen Delegation werben. Hier eine Auswahl:

Dresden

Im Rahmen der Vorbereitung der Delegationsreise von Indigenen aus Mexiko lädt die Vernetzungs-AG Dresden am Sonntag zu einem Stand am Königsufer ein. Dort gibt es Informationen zur „Reise für das Leben“ und es können Solidaritätsprodukte wie z.B. Kaffee aus Chiapas käuflich erworben werden. Gemeinsam mit kurdischen Aktivist:innen wird eine Solidaritätsbotschaft mit Tanz und Musik aufgenommen und nach Mexiko geschickt.

Hannover

Der Vorbereitungskreis der „Gira Zapatista“ lädt am kommenden Sonntag um 16:00 Uhr zu einer Kundgebung am Halim-Dener-Platz ein. Zu sehen ist dort eine Ausstellung, mit der über die Autonomie der Zapatistas informiert wird. Außerdem werden Texte über die „Reise für das Leben“ vorgetragen und ein Podiumsaustausch zum aktuellen Stand der Reisevorbereitungen organisiert.

Hambacher Wald

Aktivist:innen vom Widerstand im Hambacher Wald begehen am kommenden Sonntag ab 14:00 Uhr die „Gira Zapatista – Reise für das Leben“ mit einem Fest. Neben Solidaritätskaffee der Zapatistas wird es Informationen zur Reise geben und die Teilnehmenden können in einer eigens aufgebauten Siebdruckwerkstatt T-Shirts bedrucken.

Augsburg

Das Frauenstreikkomitee Augsburg lädt am kommenden Sonntag um 19:00 Uhr zu einer Online–Filmvorführung mit anschließender Frage- und Diskussionsrunde zur „Gira Zapatista“ ein. Die Veranstaltung wird über Big Blue Button stattfinden und ist unter folgendem Link zu finden: https://augsburg.stream/b/pet-uk2-q6a

Frankfurt/Main

Das Vorbereitungsbündnis Rhein-Main führt am kommenden Sonntag um 11:30 Uhr eine Kundgebung am Eisernen Steg auf der Sachsenhäuser Seite durch. Unter anderem werden Redebeiträge gehalten und über die „Reise für das Leben“ informiert. Anschließend wird ein gemeinsames Solidaritätsfoto und ein Video aufgenommen, das zu den Delegierten geschickt wird, die aktuell auf dem Weg nach Europa sind.

Jena

Die Gira-Vorbereitung Jena lädt am kommenden Sonntag um 13:00 Uhr zu einer Kundgebung in den Paradiespark ein. Neben Informationen zur „Reise für das Leben“ und weiteren Redebeiträgen wird eine Samba-Gruppe für gute Stimmung sorgen.

Münster

Im Rahmen einer größeren Mobilisierung der Seebrücke-Strukturen im Münsterland hält der Lokale Vorbereitungskreis der „Gira Zapatista“ auf der Abschlusskundgebung am Hafenplatz in Münster gegen 17:00 Uhr einen Redebeitrag zur bevorstehenden „Reise für das Leben“. Dort wird es einen Informationsstand geben und ein Solidaritätsfoto gemacht, das den Zapatistas und anderen indigenen Organisationen in Mexiko geschickt wird unter dem Motto: „Wir erwarten euren Besuch mit Spannung und viel Vorfreude!“

Volker Elan, Koordinationskreis „Gira Zapatista – Reise für das Leben“ Pressekontakt: presse@ya-basta-netz.org

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